Mangokuchen als Revanche

Ich muss vorweg nehmen, dass ich wirklich fast nie koche oder sonst irgendwie am Herd stehe. In dieser Hinsicht bin ich unendlich faul, nur in Gesellschaft macht das Schnibbeln Spass. In Deutschland ernähre ich mich deshalb überwiegend vom Mensaessen, Döner oder Falafel und Broten mit Aufschnitt, Käse etc., wenn keine Freundin oder ein Freund in Sicht ist.
In Deutschland geht das auch wunderbar.
Deutschland ist Käse- und Wurstland!

Hier ist das etwas schwieriger, denn Aufschnitt ist dünn gesäht. Es gibt nur einen merkwürdigen Queso crema, eine Art Frischkäse. Wurst gibt es, aber die ist teuer und ich traue dem Haltbarkeitsdatum noch nicht so recht. Deshalb bestreiche ich mein wabbeliges Weißbrottoast meist mit Avocado oder ähnlichem Gemüse und Gewürzen, das klappt ganz gut. Tja, Avocado werde ich dann wohl in Deutschland vermissen, dort gibt es wohl kaum eine für 50 Cent.

Zurück zum Backen.
Es kommt tatsächlich eher schon einmal vor, dass ich mich an den Backofen schleiche und ein paar Zutaten in eine Schüssel schmeiße, wild verrühre, ein Chaos veranstalte, noch mehr Zutaten hineinwerfe und dann alles auf ein Blech oder in eine Backform kippe.

Jawohl, ich backe! Manchmal, eher selten, aber es passiert.
Der Unterschied zum Backen ist, dass man einmal alles am Stück vorbereitet und es anschließend in den Ofen schiebt. Dann muss man nur noch warten, kann in der Zeit etwas anderes tun und muss den Herd nicht im Hinterkopf behalten.
Schließlich ist alles fertig, tadaa!

Da María mir einen Monat lang täglich gegen einen Aufpreis zur Miete ein tolles Frühstück gezaubert hat, habe ich also beschlossen, mich einmal in ihre Küche zu begeben und mich zu revanchieren. Meine neu gewonnene Erkenntnis, dass man sich hier nicht mit Wörtern, sondern mit Gesten und Essen bedankt, werde ich gleich einmal austesten. Ich habe nach einem Rezept von Fulins Vortrag im Spanischsprachkurs gebacken. Leider wusste ich so gut wie gar nichts mehr davon, nur, dass sie Bananen in den Teig geknetet hat.

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Nach alter Manier habe ich also alles ineinander geworfen, mit der Gabel verrührt, weil ich das Rührgerät nicht gefunden habe (auch eine gute Trainingsmethode zum Paddelmuskelaufbau), und anschließend in den Minibackofen gesetzt. Ob das ganze wohl gut schmecken wird? Ich habe ohne genaue Mengenangaben alle vermischt, bis es eine gute Konsistenz hatte.
Ist da genug Backpulver drin? Und Zucker? Und war das zu viel von diesem interessanten Flüssigvanillearoma, welches ich im Supermarkt gefunden habe? War das Mehl überhaupt Weizenmehl oder doch Maismehl?

Das, was ich nach 45 Minuten aus dem Ofen holte, sah auf jeden Fall schon einmal nach etwas Essbarem aus. Ein leckerer Duft hatte sich schon seit einiger Zeit in der Küche und damit, dank offener Türen, im ganzen Haus verbreitet. Das ist ja schon einmal die halbe Miete, wenn das ganze jetzt noch schmeckt, dann mal Prost Mahlzeit!

Plan B? Ich schiebe alles auf die Deutsche Küche und behaupte, dass Kuchen bei uns nun mal so sind.
Obstkuchen gibt es hier nämlich, genau wie in den USA, fast gar nicht.

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