Interview mit dem Buchlabor

Neben meinem Auslandssemester laufen auch meine anderen Projekte weiter.
Zum Beispiel habe ich dem Buchlabor, dem Institut für Buchforschung der Fachhochschule Dortmund, ein Interview zur Entstehung meines Arizonabuches gegeben.
Vielen Dank an dieser Stelle an Melanie und das ganze Team für die Veröffentlichung!

Arizona Manuela Doerr-11

Hier geht es direkt zur Homepage vom Buchlabor, es werden auch spannende Projekte von meinen Kommilitonen vorgestellt.

Was studierst Du?
Fotografie

Worum geht es in Deinem Buch?
Arizona ist mit seinen 295.254 m2 Fläche einer der größten Staaten der USA, in dem fast 6,5 Millionen Einwohner leben. Die höchste Bevölkerungsdichte weist die im Süden liegende Hauptstadt Phoenix und ihre Umgebung auf. Hier begann und endete unsere Reise, die uns über Sedona, Flagstaff und die Route 66 in den Norden zum Grand Canyon führte. Meine Erlebnisse auf dieser Reise habe ich in einem Buch mit farbigen Fotografien im dokumentarischen Stil zusammengefasst.

Wie kamst Du auf die Idee?
Ich habe meinen jüngeren Bruder, der gerade eine Ausbildung zum Piloten bei der Lufthansa absolviert, in Arizona besucht. Zusammen mit meinem älteren Bruder erkundete ich den Bundesstaat, die Kamera immer griffbereit. Nach nur fünf Stunden Autofahrt quer durch Arizona trafen wir dabei auf extrem veränderte Witterungsbedingungen. Herrschte im Süden für europäische Verhältnisse sommerliche 25 Grad Celsius, so fanden wir im 2.100 m hoch gelegenen Flagstaff Schneegestöber und Minusgrade vor. Dieses beeindruckende Naturphänomen, welches uns sehr überraschte, habe ich zum Leitfaden meines Buches ausgewählt.

Was kannst Du zur Gestaltung erzählen?
Die Fotos entstanden mit einer digitalen Canon EOS 5D Mark II mit Vollformatsensor und einer 50 mm Normalbrennweite, sowie einer 28 mm Festbrennweite. Hierbei kam die kürzere Brennweite hauptsächlich zum Einsatz, um eine weitwinklige Perspektive zu erhalten und mehr Raum auf dem Bild zu gewinnen. Alle Fotografien erfolgten ohne Stativ aus der Hand, um einen Ausschnitt möglichst flexibel und schnell wählen zu können. Phoenix fotografierte ich aus Augenhöhe, aus der Sicht eines Passanten. Die Motive rücken die wesentlichen Objekte und somit Linienführung und Farben der Architektur in der Vordergrund.

Auf diese Art und Weise habe ich auch die menschenleere und künstliche Atmosphäre eingefangen, welche ich besonders zu Beginn meiner Reise, trotz strahlender Sonne und bunter Farben, als sehr bedrückend fand. Aus diesem Grund habe ich auch fast komplett darauf verzichtet, Menschen im Buch zu zeigen. Vereinzelt finden sich Autos auf den Straßen oder Menschen in Rückenansicht. Man fragt sich, was sich hinter dem großen Tor oder einer sterilen Mauer befindet und genauso fühlt man sich, wenn man durch Phoenix reist. Man erhält keinen Einblick in die Privatsphäre der Bürger und bleibt außen vor.

Im zweiten Teil des Buches befinden sich Fotografien vom Grand Canyon und der zwischen Phoenix und dem Grand Canyon liegenden Stadt Sedona. Die Fotografien der überwiegend naturbelassenen Orte sind stark entsättigt. Dies ergibt sich aus den Wolkenbergen und Schneeverwehungen, welche die Abgründe mystisch und unberechenbar wirken lassen und hinter bereichsweiser Unschärfe verstecken. Auf einigen Bildern lässt sich die Weite und Tiefe des Canyons erahnen. Beim Fotografieren war ich besonders fasziniert von diesem Phänomen und habe meine Bildausschnitte so gewählt, dass sie dies besonders gut einfangen.

Der visuelle Bruch zwischen den beiden Szenerien wird durch Bilder verstärkt, die das Element Wasser illustrieren. Zunächst flüssig im Pool in Phoenix und auf den nächsten Fotos gefroren auf den Bäumen am Grand Canyon.

Für das Buch habe ich ein kleines Format gewählt, da es handlicher und übersichtlicher ist. Man muss näher ran gehen und tief eintauchen, wenn man die Bilder auf sich wirken lassen möchte. Zudem passt es in jede Tasche und taugt dadurch auch unterwegs für Reisevorbereitungen. Des Weiteren habe ich viel Weißraum in Form von leeren Seiten eingebaut, um dem Betrachter die Zeit zu geben, jedes Bild einzeln auf sich wirken zu lassen und nachzudenken.

Das Cover des Buches trägt vollformatig ein horizontal ausgerichtetes Bild, welches genau zwischen dem Grand Canyon und Phoenix aufgenommen wurde. Im unteren Bereich des Fotos ist eine Steppe zu sehen. Auf den ersten Blick erkennt man nicht, ob es sich um eine Sandwüste oder um Schnee handelt. Die oberen zwei Drittel des Bildes zeigen blauen Himmel, welcher allerdings teilweise von Wolken bedeckt wird. Folglich befindet sich in diesen Bildern der Übergang vom sonnigen Phoenix zum verschneiten Grand Canyon. Auf der ersten Seite im Buch findet man eine Weltkarte mit der markierten Position Arizonas und eine Landkarte des Bundesstaates. Auf der Karte sind die größten Flüsse, darunter auch der durch den Grand Canyon fließende Colorado River, und die von mir bereisten Städte aufgeführt. Die Karte ist „Arizona-rotbraun“ gefärbt, so wie die Erde des Landes. Am Ende des Buches befindet sich der Epilog, welcher kurz auf die Demografie und Geografie von Arizona eingeht und damit die Frage um den Schnee im Sonnenstaat auflöst. Auf der letzten Seite befindet sich das Impressum.

Beschreibe Deinen Arbeitsprozess.
Anhand meines Buchkonzeptes traf ich die Auswahl der Fotografien, aus welcher sich wiederum die Dramaturgie und Struktur des Fotobuches ergab. Danach habe ich die Texte geschrieben und die Fotos für den Druck aufbereitet. Nach der letzten Korrektur im Kurs, habe ich eine erste gebundene Version des Buches bestellt.

Gehören neben dem Buch noch andere Medien zu dem Projekt?
Ja, ich habe den Druck über eine Crowdfundingkampagne finanziert. So konnte ich auch Visitenkarten und Postkarten drucken lassen.