Tierheim Interview – Svea & Pippa

Fünftes Interview.
Tierheimtier-Besitzer berichten über die ersten Tage mit ihren Schützlingen. Das folgende Interview ist Teil einer Serie, zu der ich noch Interviewpartner suche. Wie immer freue ich mich über euer Feedback zum Gespräch auf der Facebookseite oder direkt hier.

Sveas Hündin Pipi ist etwa 2 Jahre alt und kommt aus dem Tierheim Bautzen.

1. Wie bist du dazu gekommen, einen Hund zu adoptieren? Wie bist du auf ihn aufmerksam geworden und wo hast du ihn entdeckt?
Wir haben unsere erste gemeinsame Hündin aus dem Tierheim Dresden geholt. Sie war der tollste Hund der Welt und für uns stand danach fest, dass wir nur noch Tierheimhunde wollen. Nachdem unsere Hündin starb, haben wir immer mal wieder auf Tierheimseiten geguckt. Eines Tages haben wir dann Pippa in Bautzen entdeckt, die damals noch Samira hieß. Wir dachten, dass sie etwa kniehoch wäre, ähnlich unserer alten. Als das Tierheim uns Pippa raus brachte, waren wir ziemlich überrascht, als uns ein hüfthoher Hund begrüßte – Fotos können wirklich täuschen. Dennoch war es Liebe auf den ersten Blick!
– Wie lange habt ihr nach Pippa gesucht? 
Wir haben wahrscheinlich so ca. zwei Monate sporadisch auf verschiedenen Tierheimseiten geguckt. Als wir Pippa auf den Fotos sahen, waren wir schon sehr verliebt. Nach dem ersten Gassigehen hat es ca. sechs oder sieben Wochen gedauert, bis wir sie aus dem Tierheim abgeholt haben. Wir waren dann jedes Wochenende zum Spazierengehen da.
– Habt ihr lange überlegt, ob ihr sie dann wirklich adoptiert, da sie so viel größer war, oder war es Liebe auf den ersten Blick?
Die Größe war gar nicht so sehr ein Thema, es war nur im ersten Moment doch sehr überraschend, dass sie eher ein Kalb war als ein mittelgroßer Hund ist 😉
Wir (und damit meine ich eher mich, weil mein Freund sofort unsterblich verknallt war in sie) haben die Zeit eher gebraucht, um uns sicher zu sein, dass wir so einen Wildfang wirklich wollen, ihm gerecht werden können und ob wir schon bereit sind, einen neuen Hund in unser Leben zu lassen. Außerdem war Pippa uns lange Zeit eher schüchtern und skeptisch gegenüber. Sie lief zwar mit uns, ist aber auch sofort zurück in den Zwinger gegangen, ohne zu zögern. Aber nach fünf Wochen hat sie uns das erste Mal freudig begrüßt und hat uns überhaupt ‚anerkannt‘. Danach haben wir gleich vereinbart, dass das Tierheim unsere Wohnung überprüfen kann und wann das Probewohnen losgehen soll.

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Foto: Privat/Svea

2. Welche Ängste oder Sorgen hattest du vor der Adoption und wie hast du dich auf ihre Ankunft vorbereitet?
Pippa war erst ein Dreiviertel Jahr alt, als wir sie adoptierten. Unsere Sorge war vor allem ihre Wildheit. Sie hatte sechs Monate im Tierheim gelebt und kannte nichts. Wir wohnen direkt im Zentrum und unsere Sorge war, dass sie mit all den Einflüssen nicht klar kommt. So war es leider auch, aber jetzt, ca. ein Jahr später, klappt es schon viel besser.
Vorbereitung: Natürlich haben wir Urlaub eingereicht, Körbchen etc. gekauft und uns eine Junghunde-Gruppe gesucht.

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Foto: Privat/Svea

3. Wie war der erste Tag mit ihr?
Der erste Tag war lustig. Sie hat beim Autofahren versucht, auf meinen Schoß zu klettern. In der Wohnung hat sie erst alles erkundet und sich abends direkt auf dem Sofa breit gemacht. Die erste Nacht hat sie noch auf dem Fußboden in einer Ecke im Schlafzimmer verbracht. Die zweite Nacht hat sie dann auf meinem Kopf geschlafen 😀

4. Was hat sie als erstes angestellt?
Als wirklich allererstes hat sie sich ein Kuscheltier geklaut. Wir haben es ihr abgenommen und weggelegt. Ich würd’s wieder so machen.
Ein paar Tage später hat sie den Mülleimer komplett auseinander genommen und in der Wohnung verteilt. Da hätten wir strenger sein müssen. Es sah aber auch zu lustig aus, wie sie in ihrem Müllchaos sitzt. Heute stehen die Mülleimer im Schrank

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5. Drei Eigenschaften, an denen du immer wieder erkennst, dass sie aus einem Tierheim kommt.
1. Unsicherheit vor normalen Dingen wie zum Beispiel Kindern
2. Angst vor Regen (hatte unsere alte Hündin auch am Anfang)
3. Bellen (scheint für Tierheimhunde normal zu sein)

6. Würdest du wieder einen Hund adoptieren?
Ja. JA. J-A! Tierheimhunde sind die besten!! Ja, sie sind zeitintensiver, man weiß nicht, was ihnen passiert ist oder warum sie manchmal merkwürdig reagieren. Aber das ist egal, denn für Hunde zählt nur das hier und jetzt. Etwas, was wir Menschen lernen müssen. Und wenn man sie erstmal dazu gebracht hat, einem zu vertrauen, wird das Verhältnis so eng sein und sie sind unglaublich dankbar.

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Foto: Privat/Svea

7. Wie hat sich dein Leben durch den Hund verändert?
Komplett! Und ich will es nicht anders haben. Ich sehe die Welt ganz anders. Ich reflektiere mich und die Welt anders. Es stimmt nun mal, man bekommt nie den Hund, den man will, sondern immer den, den man braucht. Wir mussten unser Leben wegen Pippa entschleunigen und das ist super!

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Foto: Privat/Svea

Und zum Schluss, welche Tipps hast du für zukünftige Tierbesitzer?
Sucht euch rechtzeitig einen wunderbaren Tiertrainer, der euch schon bei den ersten Schritten unterstützt. Wenn ihr verzweifelt, nehmt euch aus der Situation und fragt euch, was IHR hättet anders machen können, nicht der Hund!
Findet ein Tierheim, dass euch die Zeit gibt, die ihr braucht. Bei Tierheimhunden darf man nichts überstürzen.

Danke für das Interview, Svea!