Heimweh entsteht…

Zur Zeit habe ich ein wenig Heimweh, ein kleines bisschen.
Aber warum überhaupt?

Ich habe verschiedene Theorien aufgestellt:
1. Das Semester und der Aufenthalt neigen sich dem Ende, noch etwa 40 Tage und davon nur noch drei Wochen auf dem UCR-Gelände umherlaufen. Bald geht es wieder in den kleinen aber feinen Bauhaus-Design-Fachbereich der FH Dortmund. Facebook berichtet mir von kleinen Feiern und tollen Vorträgen, die dort stattfinden. Besonders am Symposium zur Fotografie hätte ich gerne teilgenommen und auch das Lumix Festival würde ich lieber nicht verpassen.
Man kann nicht alles haben.
Ich habe einen kunterbunten Campus, das Praktikum in der Unizeitung und viele interessante Themenwochen, wie die „Semana de Bienvenida“, „Semana U“, „Semana diversidad“ und die „Semana ambiental“. Das ist mal etwas anderes als in Deutschland und auch sehr spannend. Erfahrungen, die ich in Dortmund nicht machen kann, dafür muss man auf andere Events verzichten. Trotzdem schade…
Hier ein Foto vom Campus, hinter der Bibliothek:

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2. In der Uni stehen nun immer mehr Klausuren und Abgaben auf dem Plan, was die ohnehin schon entschlackte Freizeit an der Universidad de Costa Rica noch weiter einengt. Besonders eine Klausur im Fach „Neue Tendenzen im Journalismus“ hat mich verwirrt, denn diese wird nächste Woche mehr oder weniger spontan geschrieben und geht über den gesamten Stoff des Semesters. Das Problem an der Sache ist, dass ich die ersten Wochen nur einen Bruchteil des Unterrichts verstanden habe…

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3. Routine, dafür bin ich nicht hier. Geh weg!

4. Ich habe das Gefühl, alles wichtige, wofür ich her gekommen bin, erlebt und gelernt zu haben. Neben dem, was ich mir erhofft hatte, ist noch so einiges Wissen unerwartet hinzu gekommen. Trotzdem freue ich mich auf meinen großen Schreibtisch in NRW, der genug Platz für großes Chaos und Denken bietet.

5. Die Regenzeit taucht den immerblauen Himmel in graue Schliere. Zum Glück hat man bisher die Gewissheit gehabt, dass das unwindige Unwetter morgens wieder verzogen ist und der immerblaue Himmel einen weckt.
Bleibt das so?

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6. Mein Bruderherz hat seinen Geburtstag gefeiert und im Garten hinter unserem Backsteinhaus meiner Eltern auf dem großen grünen Rasen mit seinen Freunden gegrillt. Die brav aufgereiht in der Blumenerde stehenden Pflanzen haben ihnen dabei aufmerksam zugeschaut. Nur ein feiner Maschendrahtzaun, über den man problemlos schauen kann und beim Badmintonspiel öfters klettern muss, um den Ball zu suchen, trennt das Nachbargrundstück. Fast durchsichtig, ohne Stacheldraht. Der Garten kommt mir so offen und frei vor, obwohl er sich mitten in einer Einfamilienhaussiedlung befindet.

Es gibt deutsche Grillsaucen, deutsches Grillfleisch, deutsche Würstchen, deutschen Kartoffelsalat, deutsche Kräuterbutter, deutsche Gartenstühle, ein deutsches Gartenhäuschen, deutsche Ordnung, deutsche Sitzkissen auf den Stühlen, deutsche Gießkannen für die Blumen, eine Regentonne.
Reis und Bohnen kann man eben nicht auf den Grill stellen, Natilla auch nicht, Avocados und Smoothies gibt es allerdings auch nicht.
Ich habe euch einmal ein Foto von Lieblingsessen, welches ich mir ganz oft zusammenstelle, mitgebracht. Tauscht man die Paprika und die Guacamole gegen Fleisch, dann hat man ein richtiges Casado. Die anderen WG Mitbewohner belächeln mich immer schon als Tica 😉
Ist eben schnell, einfach und günstig!

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7. „Wir bauen ein großes Gewächshaus und Pflanzen einen Bananen-, Papaya- und einen Mangobaum für dich“, beschließt mein Freund

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Für mein Buch werde ich die einzelnen Sprachetappen besser herausarbeiten und analysieren, in welchen Steps man eine Sprache lernt und welche meiner Bemühungen auch wirklich zum Verständnis beigetragen hat.

Mit meinem Heimwehanflug bin ich aber nicht alleine, auch die anderen Austauschstudenten schwelgen in Gedanken an die Ferne.
Raúl fehlt das mexikanische Essen seiner Heimat.
Verena fehlt ihr Freund.
Matthias hat noch ein weiteres Semester vor sich und ist froh, danach endlich ein paar Jahre am Stück an einem Ort leben zu können. Um einen guten Freundeskreis aufbauen zu können braucht man schon etwas mehr als ein Jahr und mit Ticos vielleicht sogar noch länger, da ist die Kultur und die Situation eben doch zu anders.

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Ich habe gehört, dass einige gerne mein Buch kaufen möchten, aber noch warten, bis es im Buchhandel verfügbar ist. Der Hacken an der Sache ist nur, dass es dann vielleicht niemals so weit kommen wird.
Also: Auf http://www.startnext.de/costarica gehen und JETZT ein Buch vorbestellen, wenn du damit liebäugelst.
So wie Yannick Krolle, vielen Dank!