Einführungsveranstaltung der UCR

Freitag war der erste offizielle Tag an der Universität.
Mit großer Vorfreude mache ich mich morgens um 8 Uhr auf den Weg zum Hörsaal. Endlich die anderen internationalen Studenten kennenlernen, neue Bekanntschaften knüpfen und meine Spanischkenntnisse weiter ausbauen. Acht Stunden lang geht die Veranstaltung, das wurde uns per Mail mitgeteilt. Puh, acht Stunden Vorträge. Ob ich wohl viel verstehen werde?

UCR Costa Rica Manuela Doerr-10

Zum Glück kenne ich mich auf dem Campus schon recht gut aus und habe das Gebäude der Einführung schnell gefunden. Direkt am Eingang bekommt jeder von uns eine Mappe mit etwa zehn unterschiedlichen Zetteln in verschiedenen Farben, einer Karte vom Campus und Flyern zu den Sport- und Freiwilligenprogrammen der Uni zugesteckt.

Im Hörsaal sitzen schon ein paar Studenten, meine zukünftigen Kommilitonen. Einige sind in Gespräche vertieft, andere sitzen noch einzeln auf den schicken orangen Plastikstühlen und schauen sich interessiert um. Da ich noch niemanden kenne, setzte ich mich neben ein Mädchen und wir beginnen schnell uns auszutauschen. Sie spricht fließend Spanisch und redet direkt ohne große Mühe auf mich ein. Ich habe nicht damit gerechnet, vielleicht kommt sie aus Spanien? Sie sieht zumindest sehr europäisch aus.
„Nein, ich bin aus der Schweiz, aus dem französischsprachigen Part nahe der Grenze. Ich heiße übrigens Lucile.“ So hört sich also französisches Spanisch an, frage ich mich, und finde heraus, dass ich eigentlich noch kaum Unterschiede in der genauen Aussprache feststellen kann. Aber das wichtigste ist, dass ich sie recht gut verstehe. Wir unterhalten uns über unsere Anreise, unsere Studienfächer, unsere Hoffnungen und Wünsche. Das funktioniert erstaunlich gut, ich komme nicht einmal auf die Idee, mir mit der französischen Sprache auszuhelfen, hervorragend!
Nach und nach füllt sich der Raum, bis etwa 60 Studenten eingetroffen sind. Alle blättern interessiert in ihren weißen Mappen und lesen die Zettel, auf denen gut aufbereitete Informationen zu finden sind. Das erste Blatt erscheint mir ganz wichtig:

Der strukturierte Tagesplan

  • 8:30 – Begrüßung
  • 9:00 – Quiz zu Costa Rica
  • 9:10 – Die UCR
  • 9:40 – Erfrischungspause
  • 10:00 – Gruppenarbeit und Präsentation
  • 11:30 –  Studentische Aktivitäten, Mentoren, Aktionen am Wochenende
  • 11:45 – Tour über den Campus
  • 12:30 – Mittagessen mit den Mentoren
  • 2:00 – Einschreibungsprozess
  • 2:30 – Visaprozess
  • 3:15 – Weg über den Campus
  • 3:30 – Salsatanzstunde

Pünktlich beginnt eine junge Frau mit der Begrüßung und anschließend heißt uns auch der stellvertretende Direktor der UCR mit ein paar Worten willkommen. Er ist recht klein, trägt einen grauen Anzug mit einem rosafarbenen Hemd, hat lichtgraues Haar und schaut durch seine schwarze Brille neugierig in die Runde. Dr. Walter Marín Méndez, an den ich damals meine gesamten Bewerbungsunterlagen adressiert habe, hat selbst im Ausland studiert. Für sein Biologiestudium ist er nach England gereist und hat dort neue Erfahrungen gesammelt. Nach ein paar Worten über die Uni und sich selbst, beginnt er uns Studenten mit einzubinden und reicht das Mikrofon durch die Reihen. Gespannt lauscht er unseren Antworten zu seiner Frage:

 

„Warum sind Sie nach Costa Rica gekommen um hier zu studieren?“

  • „Die Kultur ist ähnlich wie unsere, aber trotzdem ist die Landschaft nicht zu vergleichen“, sagt ein Mexikaner
  • „Ich studiere Biologie, da bietet sich Costa Rica natürlich sehr gut an.“
  • „Mit meinen Eltern war ich hier im Urlaub und da hat mir das Land sehr gut gefallen.“
  • „Da das Land so klein ist, kann man in kurzer Zeit sehr viele verschiedene Orte sehen.“
  • „Ich möchte die Unterschiede der Lehre in meinem Fachbereich erleben“, sagt ein Ökonomiestudent
  • „Ich studiere Jura und möchte mich auf lateinamerikanisches Recht spezialisieren, hier werden entsprechende Kurse angeboten“, berichtet ein anderer Mexikaner
  • „Die Menschen und die andere Kultur interessieren mich.“
  • „Spanisch lernen!“, wirft ein Amerikaner ein
  • „Costa Rica ist ein lateinamerikanisches Land, hat das Militär abgeschafft und eine stabile Demokratie. Das möchte ich erleben.“

Ich traue mich noch nicht, vor so vielen Menschen mit meinem holprigen Spanisch etwas zu sagen. Zum Glück werden aber auch meine Aspekte aufgeführt.

Der Direktor verabschiedet sich freundlich und flitzt direkt aus dem Raum, vermutlich auf dem Weg zur nächsten Veranstaltung. Eine Stunde lang gibt es nun Informationen über die UCR und ein kleines Quiz, bei dem wir in Zweierteams Antworten geben sollen.

 

Wie viel weißt du über Costa Rica?

  1. Wie viele Einwohner hat das kleine Land?
  2. Wie viele Provinzen gibt es?
  3. Wie heißen die Costa Ricaner noch?
  4. Welche Farben hat die Nationalflagge?
  5. Welches Symbol hat die UCR?
  6. Wie heißen traditionelle Gerichte?
  7. Ist Costa Rica sicher und günstig?
  8. Ist Costa Rica das glücklichste Land der Welt?

 

Und, alles gewusst?
Hier die Antworten:

  1. 4,5 Mio
  2. 7
  3. Ticos bzw. Ticas
  4. Blau, Rot und Weiß
  5. Eine Sonnenblume, die sich zur Sonne dreht und ein Vulkan im Hintergrund
  6. Gallo Pinto (Frühstück: Reis mit Bohnen und Rührei) und Casado (Mittag- oder Abendessen: Reis mit Bohnen mit Rührei und weiteren Zutaten wie Huhn, Rindfleisch, Kochbanane etc.)
  7. Sicher im Vergleich zu Mexico schon, im Vergleich zu Europa wohl kaum. Für die anderen Lateinamerikanischen Studenten ist Costa Rica sehr teuer, für alle anderen etwa gleich teuer wie das Heimatland.
  8. Jap 🙂 -> Happy Planet Index

 

Nach diesen ganzen Informationen gibt es erst einmal eine Pause. Auch die ist sehr gut durchorganisiert, denn für jeden steht im Flur vor dem Hörsaal ein Snack, bestehend aus drei kleinen Teilchen und einem Getränk, bereit.

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Da in dem Gebäude nicht gegessen werden darf, begeben wir uns alle raus in die Sonne. Beim Verlassen des Gebäudes bildet sich eine Schlange, denn jeder wird kurz kontrolliert. Der nette Mitarbeiter wirft in jeden Rucksack einen Blick, ob auch niemand ein Buch der Bibliothek eingesteckt hat.

Draußen formen sich sofort Grüppchen mit den Studenten der unterschiedlichen Nationen, insgesamt gibt es circa zehn Deutsche. Wir tauschen uns über die langwierigen und schwierigen Visumsprozesse aus und warum wir Costa Rica gewählt haben.

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Die Studenten jeder Nation haben 25 Minuten Zeit, eine kurze Präsentation zu ihrem Heimatland und über ihre Erwartungen an Costa Rica zu erarbeiten. Einzige Vorgabe: Kein Wörter auf dem Plakat, nur Zeichnungen.
Wir geben unser bestes und wollen vor allen Dingen Klischees aus dem Weg räumen.

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Nach den Präsentationen geht es weiter mit einem Spaziergang über den Campus, der Mittagspause und… ja, werft doch einen Blick auf den Zeitplan oben, dann wisst ihr, was euch in meinem nächsten Beitrag erwartet.