Ein Kurs von mir ist es, 9 Stunden pro Woche im „Semanario Universidad“, der Unizeitung, zu arbeiten. Erst sollte ich Texte schreiben, aber das war doch eine Nummer zu schwierig für mich, deshalb bin ich erst einmal mit den anderen Journalisten mitgegangen und habe zugeschaut, zugehört und fotografiert.
Dadurch hatte ich schon so einige Veröffentlichungen in der Zeitung. Sie ist jedoch nicht vergleichbar mit einer deutschen Unizeitung, sondern deutlich größer. Das merkt man schon daran, dass es ein eigenes Gebäude mit Empfangsdame und fest angestellte Mitarbeiter gibt. Zudem ist das Semanario in ganz Costa Rica zu haben und auch bekannt. Einmal sind wir beispielsweise an einem Samstag bis ins drei Stunden Autofahrt entfernte Cañas gefahren, um dort Interviews mit den Bewohnern zur aktuellen politischen Lage durchzuführen.
Mir gefällt diese Möglichkeit zur Arbeit im Semanario. Wie in einem Praktikum, welches man parallel zum Studium durchführt, erhält man einen großartigen Einblick in die Funktionsweise einer Zeitung, wird aber als Journalist sofort ernst genommen und darf auch sofort eigene Themen vorschlagen und durchführen. Oben drauf bekommen man noch einen Fahrer und Verpflegung gestellt, wenn es sich um eine längere Reise handelt.
Hier sogar der erste Artikel von Maria-José und mir über das Colectivo PLOP. In unserer montäglichen Reunión (Puh, wie heißt denn das deutsche Wort dazu?) habe ich vorgeschlagen, einen Artikel hierüber zu veröffentlichen. Zu meiner Freude wurde der Vorschlag freudig angenommen. Tadaa, hier unser Artikel!
Muchas gracias otra vez para todo, MJ!
Mit dem Direktor habe ich mich sofort sehr gut verstanden, Mauricio ist nämlich ebenfalls ein halbes Jahr im Ausland gewesen, und zwar in Deutschland. Und wo? Genau, fast nebenan, in Essen bei der WAZ hat er ein halbes Jahr gearbeitet. Daher weiß er, wie man sich als Austauschstudent fühlt und dass manche Dinge, wie beispielsweise komplexe costaricanische politische Zusammenhänge, für mich nicht so eindeutig sind und ein wenig Erklärung bedarfen.
Insgesamt habe ich auch gelernt, dass die Arbeit im Semanario sehr anders ist als an meiner Uni in Deutschland. Es werden andere Fotos gebraucht, die die Veranstaltung bestmöglich Abbilden. Kein Slow Journalism, bei dem man sich lange mit einem Thema auseinandersetzen kann.
Es geht darum, schnell ein Bild zu kreieren, welches die Veranstaltung bestmöglich widerspiegelt, was aber wohl bei jeder Tageszeitung so ist.
Und wieder habe ich etwas für mich sehr wichtiges beim Auslandssemester gelernt, womit ich vorher nicht gerechnet habe! In Deutschland habe ich den Unterschied nie so deutlich vor Augen geführt bekommen.
Wenn ich kann, mache ich lieber Bücher. Vielleicht ist mir dieses Projekt auch deshalb so wichtig, weil ich besser weiß, was es nicht ist und wo ich hin möchte.